Little Shiva…
Dieses Kind, als Shiva verkleidet, begegnete mir auf meiner letzten Yogareise an den Stufen einer Ghat in Varanasi. Unsere Wege kreuzten sich am Ufer des Ganges einige Male. Er war sehr offen, interessierte sich für uns und unsere Yogapraxis. Eine Frau, die uns beobachtet, erzählte mir, er sei Brahmane in der Ausbildung zum Priester.
An Diwali, dem Lichterfest, schenkte ich ihm ein paar Rupien. Begeistert und mit großen Augen verkündete er, sich von dem Geld Feuerwerk zu kaufen. Von dieser Aussage war ich so überrascht, wie der kleine Junge offenbar von dem Geldgeschenk überrascht war. Die kindliche Freude über die Aussicht sich Feuerwerk kaufen zu können, rührte mich sehr, auch wenn ich mit meiner Spende einen anderen Zweck verfolgt hatte.
Hin und wieder schleicht sich so ein kleiner, glücklicher Shiva in meine Gedanken, der ein wundervolles Lichterfest feiern konnte.
Er steht, für mich, stellvertretend für die Kinder dieser Welt. Auch wenn sie vielleicht andere Wege gehen als wir denken, so haben sie ein Recht auf Freude und Unbekümmertheit, dabei sollten wir ihnen helfen.
Über Shiva?
Shiva ist Teil der „hinduistischen Trinität“ (Trimurti) mit den drei Aspekten des Göttlichen, mit Brahma, der als Schöpfer gilt, Vishnu, dem Bewahrer, und Shiva das Prinzip der Zerstörung. Außerhalb dieser Trinität repräsentiert er Schöpfung und Neubeginn ebenso wie Erhaltung und Zerstörung. Shiva ist geprägt durch seine Doppelnatur.
Kaum ein Gott vereint solche Gegensätze. Schlägt Shiva die kleine Trommel, die er an seinem Dreizack trägt, kann er damit das ganze Universum wachrütteln. Er ist furchteinflößend und gütig zugleich.
Shiva trägt eine Schlange um den Hals, wie auch der kleine Shiva Junge in Varanasi. Schlangen sind mächtige Metaphern der Yoga-Philosophie. Das Gift der Kobra, die Shiva um den Hals trägt, symbolisiert Avidya, der Irrglaube, demzufolge wir uns für nicht göttlich halten.
In der Darstellung als Asket, ist Shivas Hals blau, denn er hat das Gift des Urmeeres getrunken, um das Universum zu retten. Meist sitzt er auf einem Tigerfell. In der Mitte der Stirn finden wir das dritte Auge des Shiva, es symbolisiert Shivas höchste Erkenntnis. Sein wildes, zerzaustes Haar ist zu einem hohen Knoten gebunden, wie bei unserem kleinen Shiva. Aus dem Haar strömt Wasser, das für den heiligen Fluss Ganga (Ganges) steht.
Die Zeitalter der Welt sind lang, am Ende eines jeden verwandelt Shiva alles zu Staub, so dass eine neue Welt erschaffen werden kann.
Shiva als unser Begleiter
So wie es Zeiten des Wachsens und Werdens gibt, gibt es auch Zeiten des Vergehens und des Zerfalls. Der stetige Wandel gehört zu unserem Leben. Der Shiva Aspekt ist der des Loslassens. Lassen wir ein wenig los, so werden wir ein wenig glücklicher sein. Lassen wir hingegen alles los, so werden wir vollkommenes Glück erfahren. Ohne Loslassen gibt es keinen Neubeginn.
Also lass im alten Jahr los, was losgelassen werden möchte, damit Du die Hände frei hast, für das Neue in Deinem Leben.
OM NAMAH SHIVAYA
Bildquellen
- Shiva Junge: Michael Himpel
- Shiva Junge: Michael Himpel
- Shiva Junge in Varanasi: Michael Himpel